Jetzt, mit einigen Tagen Abstand fällt es mir schon leichter die Frage Was blieb von der heurigen Etappenwanderung? zu beantworten. Mir war von Anfang an klar, dass 870 Meilen / 1400Km eine Distanz darstellt, der man mit Respekt begegnen muß! Mir war auch klar, dass es über viele und hohe Berge geht. Das sagte mir ganz klar, das Höhenprofil des Guidebooks und der Umstand, dass die Great Smoky Mountains zu überqueren waren. Soweit zu den relativ klaren Punkten meiner Weitwanderung.
Überraschend war dagegen, dass sehr wenige Wanderer auf diesem Teil des Appalachian Trail unterwegs waren. In Summe war ich sicherlich mehrere Wochen allein auf dem Appalachian Trail unterwegs und auch die Shelter waren leer. Ich kann also die Kritik, der Appalachian Trail wäre völlig überlaufen, absolut nicht teilen! Wetterbedingungen sind wie sie eben sind! Dass es heuer viele Regentage gab, machte die Sache nicht einfach! Ich hab mich aber gut darauf einstellen können. Von der Beschaffenheit des Trails war Georgia am freundlichsten! Teilweise auch North Carolina! Tennesse hatte wirklich nichts zu bieten, marode Shelter, der Trail war teilweise hoch zugewachsen! Aber Tennesse war in 3 Tagen gegangen. Die Berge waren hoch! Höher als die White Mountains in New Hampshire aber großteils gut zu gehen! Schöne Kehren, moderate Anstiege.
In Virginia änderte sich dies grundlegend! Es ging sehr oft gerade und steil an die Berge heran. Auch Kletterpassagen waren an der Tagesordnung; zB. Dragon Tooth! Ich bin heuer wirklich weite Tagesetappen gegangen sehr oft zw. 30 und 40 Km! Aber die Shelterabstände wurden teilweise sehr weit, oft zu weit! Positiv war, dass es unmittelbar in Trailnähe viele Hostels gab, die man in die Tourenplanung einbeziehen konnte. Auch die Beschaffung von Lebensmitteln, Gas, usw. wurde dadurch einfacher. Ich habe die Hostels oft genutzt und dabei viele nette, freundliche und hilfsbereite Menschen getroffen, viele kleine Orte und Städte kennengelernt.
Traf ich in den letzten Jahren immer NOBOS bzw. SOBOS so waren heuer Herr und Frau Tageswanderer meine Begleiter und Gesprächspartner; ich konnte heuer also etwas Einblick gewinnen, wie Normalamerikaner so gepolt sind. Auch bei meinen 3 Ruhetagen erhielt ich mehr Info über den amerikanischen Alltag als mir lieb war.
Ich habe auch gelernt mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen umzugehen. Die Erkältung am Beginn meiner Wanderung war eine hartnäckige und begleitete mich die ersten 10 Tage. Schlimmer war allerdings der eingeklemmte Ischias Nerv am Ende der Wanderung! Es hätte wirklich keinen Tag länger dauern dürfen. Ich konnte zum Schluß keine 50m mehr gehen.