Etappe: Wesser Bald Shelter – Sassafras Gap Shelter – 12,6Mi / 20Km
Zulange geschlafen! Erst um 06:30 Uhr wurde ich wach. Wahrscheinlich bedingt durch die Tabletten die ich mir gestern noch eingeworfen hatte. Bis dann alles wieder an seinem Platz war inklusive ein kurzes Frühstück war es 07:30 Uhr. Es folgte ein 6 Meilen langer Abstieg zum Nantahala Outdoor Center. 2,5 Stunden ging es nur runter. Beim Outdoor Center vergönnte ich mir einen kleinen Imbiß, traf einen bekannten Wanderer und setzte so um 10:15 Uhr meinen Weg wieder fort. Es galt über 1000 Höhenmeter zu machen! Das dies seine Zeit benötigen würde dachte ich mir, aber dieser Berg der Swim Bald ließ sich gefühlsmäßig fast nicht zu Ende gehen! Es war auch schwierig einen Rhythmus zu finden. Mal lange Querpassagen, mal steile, spitze Kehren, dazwischen immer wieder Stufen, welche bergauf wie Barrieren wirken. 4 Stunden dauerte der Aufstieg!
Damit war klar, dass ich den nächsten Shelter nicht übergehen konnte, der wäre noch 10 Meilen weit entfernt gewesen und es war bereits 14:30 Uhr! So quartierte ich mich beim Sassafras Gap Shelter ein. Ich war allein! Überhaupt hatte ich heute keine anderen Wanderer getroffen. Dann das übliche Prozedere und da eine schöne Quelle vorhanden war, nahm ich eine Naturdusche. Ein Baum zum aufhängen der Lebensmittel war auch schnell gefunden. Ich startete ein Lagerfeuer gehört doch irgendwie dazu. Mein Rücken zwickt etwas, jedoch nur im Ruhezustand. Ich werde mir noch ein gutes Mountainhouse vergönnen, dann noch einen Tee und mich ausruhen. Mal sehen, vielleicht geht es morgen etwas weiter!
Für heute bin ich froh, dass mir der Swim Bald soviel Energie genommen hat, den es ist wieder da! Das Nachmittagsgewitter mit Starkregen wie ich ihn selten erlebt habe! Ohne Blitz und Donner, aber es schüttet wie aus Kübeln! Wehe wenn man jetzt noch am Trail ist! Ich betrachte mir das Ganze aus dem trockenen Shelter und staune, dass mein Lagerfeuer unbeirrt brennt! Also war der trockene Tag gestern die berühmte Ausnahme von der 2x-regnets-täglich-Regel. Auf einmal höre ich aus dem Regen Stimmen. Da kommen doch tatsächlich 2 junge Wanderer angeschwommen. Ohne Übertreibung, da sie keine Gamaschen hatten, rann ihnen das Wasser sogar aus den Schuhen. Wie sich schnell herausstellte handelte es sich um 2 deutsche Jungs aus dem ehemaligen Ostdeutschland. Sie hatten die berühmte Dokumentation 3000Km durch Amerikas Wildnis gesehen und kurzerhand beschlossen den Appalachian Trail zu wandern.
Gefragt nach ihrem Ziel sagten sie Harpers Ferry, also die Hälfte des Appalachian Trail. Gefragt wann sie gestartet sind, sagten sie 20. Juni 2017; dh sie haben mehr als 3 Wochen für 130 Meilen benötigt bis Harpers Ferry sind es mehr als 1000Meilen! Damit hat sich die Frage der Zielerreichung für mich erledigt. Die Beiden waren total durchnäßt. Die Chance, dass irgendetwas bis morgen trocken wird war gleich null. Wir unterhielten uns dann noch über Ausrüstung, Essen usw; zB hatte ihr Rucksack ein Eigengewicht von 2,5Kg, das Zelt ebenfalls 2,5Kg und die Lebensmittel für 3 Tage an die 5 Kg, inklusive Salamiwürste und Pasta im Glas. Ich riet ihnen sich genau zu überlegen, was sie wirklich benötigen und den anderen Kram nach Hause zu schicken ansonsten werden sie nicht einmal den Great Smokey Mountains Nationalpark erreichen. Sie ersuchten mich dann noch sie nächsten morgen zu wecken. Vorweg, als ich vom Shelter wegging um 07:30 Uhr schliefen die Beiden trotz mehrerer Weckversuche noch!