Etappe: Reichensteinhütte – Krumpalm – Hirnalm Hafning—Trofaiach— reine Gehzeit 04:13 Stunden für 16Km, 243Höhenmeter im Anstieg, 1710Höhenmeter im Abstieg, Wegnummer, 605
Gleich vorweg, der Abstieg nach Trofaiach war eine heiße Angelegenheit! Es bedurfte von Anfang an höchster Konzentration und Vorsicht, um die teilweise sehr gefährlichen Passagen unbeschadet zu begehen. Wenn der ÖAV-Führer für diese Etappe empfiehlt bei ungünstigen Wetterbedingen wieder zum Präbichl abzusteigen, so scheint mir diese Empfehlung der Gefährlichkeit dieses Abstieges nicht gerecht zur werden. Vielmehr müsste es heißen auf gar keinen Fall bei schlechtem Wetter den Abstieg riskieren. Ich sage egal wie das Wetter ist, wieder runter zum Präbichl und mit dem Bus nach Trofaiach. Es zahlt sich einfach nicht aus seine Gesundheit, im Extremfall sein Leben zu riskieren. Die vielen Erinnerungstafeln an tödlich verunglückte Wanderer sind eine wirklich ernst gemeinte Mahnung. Und was die Situation noch verschärft wenn du einmal drinnen bist im Abstieg ist umkehren genauso gefährlich!
Aber nun zurück zum Tag. Ich vergönnte mir ein gutes Frühstück auf der Reichensteinhütte und begann so gegen 08:00Uhr meinen Abstieg. Ich hatte ja keine Eile, was sind schon 16KM? So dachte ich beim Weggehen, aber die Situation stellte sich sehr schnell als problematisch dar. Es ging von der Hütte noch ein kurzes Stück über das Plateau des Reichenstein, dann wurde der Steig schmal und stark fallend. Viele unversicherte, ausgesetzte Stellen, viel loses Gestein und eine permanente Näße machten das Gehen im wahrsten Sinne des Wortes zu einer Gratwanderung. So ging es langsam, vorsichtig und voll konzentriert bis zum Reichhals.
Ab dem Reichhals fiel dann der Steig so richtig steil nach unten. Die vielen kleinen Kehren änderten nichts an der Gefährlichkeit des Abstieges. Die schon erwähnten Gedenktafeln an tödlich verunglückte Wanderer auf diesem Abschnitt waren eine sehr deutliche Warnung, Gehen mit allen Sinnen geboten war.
So tastete ich mich dieses namenlose Kar runter um anschließend die Flanken des Reichhals und des Krumpen zu queren. Eine lange Querung auf schmalem Steig, welche am Krumphals endete. Vom Krumphals sah man den darunter liegenden gleichnamigen See und die Krumpalm. Ich glaubte schon an bessere Verhältnisse, doch wie heißt es? Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt! Im Bereich des Krumpsees wurde es nochmals zum Klettern. Mit Hilfe von Sträuchern, Bäumen und sonstigen Haltegriffen galt es nochmals einige heikle Steilstücke zu überwinden.
Ab der Krumpalm wurde der Weg dann breiter, aber der naße Untergrund und viel loses Gestein erschwerten das Gehen noch immer. Erst mit Erreichen der Hirnalm war normales Gehen wieder möglich.
Bei der Hirnalm vergönnte ich mir eine Pause, die hatte ich mir redlich verdient. 7 Kilometer waren absolviert, das war nicht einmal die Hälfte der heutigen Tagesetappe. Auch heute war das mit dem Wasser sehr eigenartig. Obwohl der obere Abschnitt vom Untergrund völlig durchnäßt war, gab es erst kurz vor der Hirnalm einen Zugang zu einem Wasserlauf bzw. zu einem Brunnen. Gut gestärkt ging ich weiter Richtung Trofaiach. Den Abstecher zum Barbarakreuz ersparte ich mir, ich wählte die Route über die Forststraße. Meine Kniegelenke hatten heute schon genug geleistet. So ging es durch den Krumpengraben entlang Richtung Hafning bei Trofaiach. Ich wollte mir im Rathaus noch meinen Stempel besorgen, aber die Rathausmenschen hatten für heute schon Schluß gemacht. Gleich gegenüber war das Tourismusbüro und dort bekam ich meinen Stempel.
So, jetzt mußte ich noch mein Quartier finden. Kein Problem, die Frau von der Tourismusinfo gab mir eine gute Wegbeschreibung und nach ca. 10Minuten war ich beim Gästehaus Eisenstraße. Ein Gästehaus der Pfadfinder von Trofaiach, tolles Zimmer, günstiger Preis—einfach nur empfehlenswert.
Nach Rucksack ausräumen, Duschen und etwas ausruhen, ging ich noch einkaufen und richtete mir etwas später ein gutes Essen.
So, was war das für ein Tag heute? Das Wetter war wunderbar! Der Weg allerdings wirklich gefährlich! Es blieb keine Zeit für Wandergenuß, da alle Konzentration auf den Weg, die Schritte, das widrige Gelände zu richten waren. Nein—kein zweites Mal werde ich diesen Abschnitt gehen! Und wie schon gesagt, der ÖAV Führer sollte wesentlich deutlicher au die Gefährlichkeit dieses Abschnittes hinweisen.
A pro pos Wetter! Dieses sollte sich bzw. wird sich morgen ändern. Etwas kühler, etwas regnerisch. Morgen steht eine lange Etappe an. Von Trofaiach über Leoben zum Mugelschutzhaus = 30Km. Aber was soll es! Solange es nicht stark und dauernd regnet, wird mir meine Regenkleidung helfen, halbwegs trocken über die Runden zu kommen!