Ja, der kann was—der Hohenstein!
Etappe: Tradigist/Breinmühl—Hohenstein—Türnitz, reine Gehzeit 07:17Stunden für 25Kilometer, 1188Höhenmeter im Anstieg, 1066Höhenmeter im Abstieg, WegNr 606, 652, leichte bis mittelschwere Tour
Ich wollte den Niederösterreichischen Mariazellerweg 06 ja eigentlich noch im März 2025 beenden – das hat sich leider nicht ausgegangen. Aber im April sollte es klappen. Daher studierte ich die Wetterprognosen sehr genau. Für Donnerstag und Freitag, den 3. und 4. April, war feines Wetter angesagt – also nichts wie los! Mit den ÖBB ging es wieder von Ried im Innkreis zunächst nach St. Pölten, dann weiter mit der Mariazellerbahn nach Tradigist/Steinschal. Von dort sollte mich meine Route über Breinmühl hinauf zum Hohenstein führen und in Türnitz enden. Zusätzlich musste ich erneut zur Kontrollstelle beim ehemaligen Gasthaus Kirchner – ein neues Stempelkissen samt Ersatztinte war zuzustellen.
Um 09:30 Uhr stieg ich am Bahnhof Warth/Tradigist/Steinschal aus dem Bus. Sofort war Asphalt angesagt: Fünf Kilometer ging es entlang der Hauptstraße Richtung Tradigist. Von dort folgte ich dem Rotingraben, vorbei am Karhof, und erreichte schließlich die Kontrollstelle vor dem ehemaligen Gasthaus Kirchner. Ich tauschte das Stempelkissen, stellte die Ersatztinte dazu, machte noch ein paar Fotos – und dann begann eigentlich erst meine heutige Etappe.
Der 06er-Weg führte mich vom Gehöft Kirchner über den Rotengrabenbach und gleich steil eine Wiese hinauf zum Gehöft Eckerbauer. Danach ging es auf gut begehbarem Waldweg stetig abwärts in Richtung der kleinen Ansiedlung Breinmühl.
Ich überquerte die Hauptstraße, und ein asphaltierter Güterweg führte mich durch das Gebiet der Tradigistgegend, lange und stetig ansteigend, bis zum Gehöft Muglbauer. Damit war der lange, durchaus steile – stellenweise sehr steile – Anstieg zur Schöngrabenspitze erreicht. Ein kurzes Stück ging es noch den Güterweg entlang, bis zu einem weiteren Gehöft, dem Schreiberhof. Dort bog der 06er-Weg ins Gebiet des Schöngraben ab. Ab hier ging es nur noch bergauf – teilweise richtig steil. Eine gut begehbare Forststraße, der Tradigisterweg, führte schnurgerade aufwärts. Genau diese Art von Anstiegen liegt mir nicht besonders – sie saugen einem die Körner aus den Füßen. Ich kämpfte mich also hinauf zur Schöngrabenspitze.
Bevor der finale Anstieg zum Hohenstein begann, musste ich noch das Gebiet der Ebenwiese queren. Dann warteten nochmals rund 200 herausfordernde Höhenmeter. Der sogenannte Tradigistersteig brachte mich in langen Kehren hinauf zum Otto-Kandler-Haus. Der Steig war schmal und nicht einfach zu begehen. Schnee war eigentlich kein Thema mehr, machte den Untergrund jedoch schlammig und rutschig. Das Schutzhaus war noch geschlossen – aber das Panorama war großes Kino! Das herrliche Frühlingswetter bot fantastische Aussichten auf die umliegenden Berge. Nach einer längeren Pause machte ich mich an den Abstieg nach Türnitz – auf dem sogenannten Emil-Zöchling-Weg. Der Steig führte zunächst hinunter zum Ochsenboden, dann an der Ansiedlung Zittertal vorbei, weiter durch den Hauserbauerngraben. Der Weg ließ sich gut begehen, auch wenn deutlich zu erkennen war, dass er nicht oft frequentiert wird. Ich vermute, dass der Steig im Verlauf des Jahres stellenweise zuwachsen wird.
Etwas heikel empfand ich die Hangquerungen. Dort war der Steig ursprünglich seitlich gesichert. Die Hölzer fehlen inzwischen, nur die Metallstifte ragen noch aus dem Boden – oft von Laub bedeckt und daher kaum zu erkennen. Eine echte Stolperfalle! Ansonsten war es eine angenehme Art, Höhenmeter zu verlieren. Der Weg führte weiter durch das Gebiet Respondöd. Weiter unten wurde der Stelzenbach überquert, und ich erreichte die Häuser des Gehöfts Raxenböck. Ich folgte anschließend der Straße Türnitz–Wilhelmsburg ein kurzes Stück, um dann linkerhand die Türnitzer Traisen zu überqueren.
Der 06er-Weg folgte nun mehr oder weniger dem Flusslauf der Traisen – vorbei an der Stockschützenhalle, den Sportplätzen und dem Freibad von Türnitz. Schließlich überquerte ich ein letztes Mal die Traisen und erreichte den Marktplatz von Türnitz – und auch mein Quartier, den ehemaligen Gasthof „Goldener Löwe“.
Bevor ich mich einquartierte, wollte ich mir beim Nah&Frisch noch ein paar Dinge besorgen – das Kaufhaus hatte jedoch geschlossen. Gleich vorweg: Alle anderen Geschäfte, Gasthäuser usw. hatten ebenfalls zu. Im „Goldenen Löwen“ konnte ich zwar übernachten, aber es gab keine Verpflegung – nicht einmal etwas zu trinken. Auch dieser Gasthof hat den Betrieb praktisch eingestellt. Der Eigentümer sucht schon seit Längerem einen Pächter.
Zu meinem Glück hatte die Stockschützenhalle ein vereinseigenes Lokal, dort bekam ich schließlich mein Abendessen und ein gutes Bier! Ein schlimmer Zustand, wenn es faktisch keine Möglichkeiten mehr gibt, ein soziales Miteinander zu leben. Die Etappe heute war fordernd, der Hohenstein ist nicht zu unterschätzen.
Morgen steht eine lange Etappe nach Mariazell an – schon wieder! Inklusive des 05er-Weges wäre das dann mein fünfter Besuch in Mariazell.