4. Tag 29. Juli 2018 – Du meine Güte, wo kommt den dieser Berg bloß her!

Etappe: Piazza Rock Lean To – Popular Ridge Lean-To – 11Mi / 18Km

Um 05:30 Uhr packte ich meine Sachen, alles rein in den Rucksack, ein kurzes Frühstück und dann los. Noch vor 07:00Uhr nahm ich den Anstieg zum Saddleback Mt. in Angriff. Der Berg war nur ca. 1.400m hoch, aber der Trail rauf war äußerst schlecht zu gehen. Nein das stimmt so nicht! So schlecht begehbar habe ich den Appalachian Trail überhaupt noch nie erlebt. Die Anstiege waren geflutete Fels- und Geröllrinnen, welche steil und gerade nach oben führten.

 

Alles war naß, schlammig, Gehen mit allen Sinnen war angesagt. 2,5 Stunden dauerte der Aufstieg, dann war der Gipfel geschafft. Alles in Nebel, es wehte ein starker kalter Wind. Also nichts wie runter. Der Abstieg war richtig gefährlich. Langgezogene, nasse Felsplatten, kurze und steile Felsabbrüche, erforderten meine ganze Konzentration. Es ging so 300Höhenmeter in einen Sattel runter, um gleich wieder steil anzusteigen. Der nächste Berg, The Horn, war zu erklimmen. Wieder ganz steil gerade rauf, mit Klettereinlagen. Der Trail war den gesamten Aufstieg eigentlich ein Bachbett. In den steilen Passagen bekam man eine Dauerbesprühung mit Wasser. Querpassagen oder die wenigen Flachstücke waren gespickt mit großen Schlammlöchern. Es war wie ein Hindernislauf. Das man dabei keine Meilen macht, erklärt sich von selbst. Mein Vorhaben heute 16Meilen zu gehen, hatte ich schon am Saddleback Mt aufgegeben.

 

The Horn, ebenfalls ca. 1.400m hoch, hatte ich nach weiteren 2 Stunden bezwungen. Wenigstens bot dieser Berg ein schönes Panorama an. Der Abstieg war wieder alles andere als leicht. Über Stunden die volle Konzentration aufrecht zu erhalten, ist auch keine leichte Übung. Also langsam, langsam runter, wieder in einen Sattel, vorbei an der Redington Campsite und es folgte der letzte Anstieg für heute auf den Saddleback Mt. Junior. Warum dieser Berg Junior heißt ist nicht zu erklären. Der Anstieg war wieder steil und richtig giftig. Es war bereits 13:00 Uhr als ich den Gipfel erreichte. Ich war also bereits 6 Stunden unterwegs. Dann ging es wieder so richtig gefährlich runter. Zum Shelter dauerte es noch eine Stunde. Viele, viele Schlamm- und Wasserlöcher galt es noch zu umgehen bzw. zu überwinden, dann war der Shelter endlich da.

 

8 Stunden für 11Meilen/18Kilometer. Ein langer Tag für wenig Meilen. Das war heute einer der mühevollsten Tage die ich bisher am Appalachian Trail erlebt bzw. überlebt habe. Am Shelter trafen dann noch viele Wanderer ein. Es gab nette Gespräche, einfach ein gutes Zusammentreffen. Ich bin sicher, ich werde heute gut schlafen. Eine große Hoffnung habe ich, die nächsten Tage soll schönes Wetter sein und dadurch hoffentlich der Appalachian Trail etwas trocken werden.