24. Tag am Rupertiweg – E 10 25. 07. 2021 Von Spittal an der Drau zur Goldeckhütte

Etappe: Spittal a.d. Drau—Goldeckhütte/Marten Nock, reine Gehzeit ca. 03:32 Stunden, für 12,5KM, Höhenmeter im Anstieg 1669, WegNr 210

So, jetzt ist es wieder soweit! Das Finale am Rupertiweg/E 10 ist angesagt. Nachdem ich 2020 viel Zeit und Höhenmeter auf den Etappen von Rauris bis Spittal an der Drau investiert hatte, standen 2021 nur mehr 4 Etappen auf dem Programm.

So ging es am 24. 7. 2021 zuerst mit dem Wohnmobil wieder zurück nach Spittal an der Drau. Beim Drauwirt, neben der Drau gab es für eine Nacht einen Stellplatz. Unmittelbar nach dem Drauwirt begann auch der  Rupertiweg—jetzt mit der Wegnummer 210—rauf zur Goldeckhütte. An die 1400 Höhenmeter waren zu machen und es gab Unwetterwarnungen. Wie realistisch diese Warnungen sind, ist schwer abzuschätzen. Also beschloß ich früh loszugehen, um allfälligen Gewittern am Nachmittag zu entkommen.

Gleich vorweg, es gab keine Gewitter. Auch die vielen Höhenmeter ließen sich erstaunlich leicht gehen. Also ging es noch vor 07:00Uhr los. Im Prinzip folgte der Weg einer Forststraße, die vielen Kéhren immer abkürzend, rauf zur Goldeckhütte. Die „Abschneider“ waren gut angelegt, es ging überwiegend auf Waldwegen, in schönen moderat ansteigenden Kehren aufwärts.

Die Forststraße wurde wiederholt gequert, es ging vorbei an der Schwaiger Alm und ich erreichte das Dorf  Goldeck. Dorf ist etwas übertrieben, vielmehr eine Ansammlung von Ferienhäusern. Der Rupertiweg gab immer wieder schöne Ausblicke auf das Drautal, Spittal an der Drau und die umrahmenden Berge frei. Ich freute mich schon auf eine Einkehr im Alpengasthof bei der Mittelstation der stillgelegten Seilbahn, fand aber nur eine Tafel vor auf der  sich der Wirt bei seinen Gästen für ihre Treue bedankte! Der ist wohl in Pension gegangen! Also gab es kein zweites Frühstück.

 

Von der Krendlmar Alm war es dann nicht mehr weit zur Goldeckhütte, wo ich kurz nach 11:00Uhr eintraf. Eigentlich viel zu früh! Aber ich hatte wirklich nicht damit gerechnet, dass sich die vielen Höhenmeter so gut gehen lassen. Zum Weg ist noch anzumerken, dass er sehr gut markiert und beschildert ist. Wenn mal einmal drauf ist, ist er nicht zu verlieren. Also was tun zu früher Stunde auf der Hütte? Na klar, einen Berg besteigen. Da bot sich zB der Marten Nock an. Diesen Gipfel ziert ein wahrlich monumentales Gipfelkreuz, kaum auf ein Foto zu bekommen. Die Aussicht ist grandios! Weite Blicke in die slowenische Bergwelt, zB auf den Triglav. Ein relativ kühler Wind verkürzte meinen Gipfelaufenthalt, also wieder das kurze Stück runter zur Hütte. Den Goldeckgipfel sparte ich mir heute, da führt der Weg morgen sowieso drüber. Bei der Hütte herrschte reges Treiben, viele Tageswanderer, die mit der Seilbahn hoch kommen. Es war also ein relativ gemütlicher Tag am Goldeck, dachte ich zumindest zu diesem Zeitpunkt.

Die große Aufregung sollte allerdings erst kommen.  Die Goldeckhütte ist meines Erachtens noch ein richtiges Schutzhaus. Es gibt keine Duschen, kein Warmwasser und auch Strom ist nicht zu jederzeit verfügbar! Was soll es! Natürlich geht es auch einen Tag ohne Dusche, die Freizeitindustrie hat hervorragende Stirnlampen konstruiert, also alles kein Problem. Ich war der einzige Nächtigungsgast auf der Hütte und die Wirtsleute haben mich zum gemeinsamen Essen eingeladen. Wirklich toll! Beim Gehen bin ich sowieso immer alleine. Kurz vor dem Abendessen wurde die Situation allerdings dramatisch. Einer aus dem Hüttenteam, ein älterer Mann bekam gröbere gesundheitliche Probleme, er hatte laut unserer Diagnose—welche später bestätigt wurde—einen Schlaganfall erlitten. Also war die Diskussion, was war zu tun? Es war sofort klar, der Betroffene mußte schnellstens in ärztliche Behandlung, am Besten in ein Krankenhaus. Problem war, beim Betroffenen—der sich zwischenzeitlich wieder etwas besser fühlte—fehlte das Problembewußtsein! Wir konnten ihn dann aber doch überzeugen, dass ärztliche Behandlung notwendig ist um irrreparable Spätfolgen auszuschließen.

So wurde dann der alpine Notruf aktiviert und 5 Minuten später wurde eine Notärztin plus Sanitäter per Hubschrauber eingeflogen. Bisher hatte ich eine derartige Situation nur im Fernsehen mitverfolgt. Jetzt war alles live! Das sind schon mutige und exzellente Helfer. Die Diagnose der Notärztin lautete ebenfalls auf Verdacht auf Schlaganfall und so wurde der Betroffene mit dem Hubschrauber ins Spital nach Villach geflogen. Ich weiß in der Zwischenzeit, dass es ihm gut geht. Gott sei Dank!

Ich habe mit Erlaubnis der Akteure Videos gemacht—die Flugretter sagten sie wollen diese Aufnahmen auch haben—dies habe ich in der Zwischenzeit auf erledigt—es ist schon eine grandiose Leistung was dieser Hubschrauberpilot kann.

Wir haben uns dann in der Hütte noch zusammen gesetzt, die Situation reflektiert und zur Beruhigung der Nerven noch ein bis zwei Zirbenschnaps getrunken. So Morgen steht ein etwas heftiger Tag an, eine lange Etappe nach Techendorf am Weißensee! Aber aufregender wie dieser Abend kann es fast nicht werden.

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