19. Tag am Südalpenweg 03 – 9. August 2024 – Einen schönen Höhenweg stell ich mir eigentlich anders vor!

Etappe: Dolinzaalm—Dellacher Alm—Egger Alm—Stutenbodenalm—Garnitzenberg—Nassfeld/Wulfenia da Livio, reine Gehzeit 09:51Stunden für ca. 31Kilometer, Höhenmeter im Anstieg ca. 1447m,Höhenmeter im Abstieg ca. 1.340m, WegNr 403, Via Alpina

Früh ging es los mit dem Frühstück im Refugio Nordio Deffar. Noch vor 07:00Uhr gab es Kaffee und jede Menge guter Sachen. In der Nacht hatte es wieder geregnet, aber der Morgen präsentierte sich freundlich. Die Sonne schien, die Luft war klar, also auf zur nächsten Etappe. Es wartete eine lange, sehr lange Tour auf mich. Rund 30 Kilometer, und wenn dazu noch viele Höhenmeten kommen, wird es richtig anstrengend.

Um etwa 07:15Uhr verließ ich mein Quartier, erreichte kurz darauf den Lomsattel und verlor gleich den Weg. Das war nicht weiter schlimm, aber gleich nach dem Gasthaus Starhand führt der 403er Weg links über eine Almwiese zum Waldrand hoch – nicht rechts auf der Forststraße weitergehen. Der Steig brachte mich stetig ansteigend Richtung Starhandsattel. Hier mussten gleich wieder etwa 450 Höhenmeter bewältigt werden. Meine Vorstellung von einem Höhenweg ist ja geprägt vom Reißecker Höhenweg, erst Reisehöhe gewinnen und dann eine moderate Tagestour auf relativ gleichbleibender Höhe. Der Karnische Höhenweg hat meine Vorstellung bei der gestrigen Etappe nicht erfüllt. Auch heute schien es so, dass es wieder ans Höhenmeter machen ging.

 

Vom Starhandsattel führte der Weg relativ moderat abwärts zur Görtschacher Alm. Unterhalb der Görtschacher Alm traf ich einen verzweifelten Wanderer, der Richtung Dolinzaalm unterwegs war und den Weg verloren hatte. Ich konnte ihm aus seiner Misere helfen. Was ich problematisch finde, er hatte überhaupt kein zusätzliches               Kartenmaterial dabei, und diese zusätzlichen Hilfsmittel waren heute mehr als notwendig. Die Markierungen fehlten, waren verblasst, zugewachsen oder schwer zu finden. Ganz schlimm war es auf der italienischen Seite des 403er Weges. Einen Vorgeschmack auf das Markierungsdesaster gab es gleich nach der Görtschacher Alm. Hier begann der Abstieg in den sogenannten Kesselwaldgraben. Zum einen war der Steig oft schmal und zugewachsen, die Markierungen schwer zu sehen, und es gab, wie so oft heute, kein Telefonnetz. Ich konnte daher auch nicht mit meinen Karten arbeiten. Beim Abstieg in den Kesselgraben verlor ich den Weg, konnte meine Karten nicht verwenden und musste viel Zeit und Energie aufwenden, um den 403er Weg wiederzufinden. Auch die langen Hangquerungen auf schmalen, verwachsenen Steigen in diesem Bereich ließen ein genussvolles Gehen kaum zu.

Sei es, wie es sei, dieses unfreundliche Gelände mündete in eine Forststraße, die mich zur Dellacher Alm brachte. Hier gab es dann Kaffee, Saft und einen Stempel. Danach folgte ein kleiner Höhenweg. Es ging auf Asphalt von der Dellacher Alm zur Egger Alm. Beim Rudigab es wieder Kaffee, Saft und einen Stempel. Dann waren wieder Höhenmeter angesagt. Der 403er Weg führte mich nun auf den Schindelkopf, immer entlang einer Forststraße. Ich erreichte die Kersnitzenalm und den gleichnamigen Sattel. Weiter ging es, immer auf einer Forststraße, zum Stallensattel.

 

Der Abschnitt vom Stallensattel zum Schultersattel verdient meines Erachtens besondere Beachtung. Was der Wanderführer lapidar mit der Formulierung „wir wandern über Bach- und Geröllrinnen“ beschreibt, stellt einen langen Abschnitt dar, der mit größter Konzentration zu begehen ist.

Gequert werden mehrere Schutt- und Geröllrinnen des über 1.800 Meter hohen Zielkofels. Der Steig führt lange entlang einer tiefen Schlucht und hat viele ausgesetzte, ungesicherte Stellen. Gehen mit allen Sinnen ist angesagt. Seilversichert sind nur ganz wenige Stellen. In einer großen Schutt- und Geröllrinne ist die Wegführung besonders problematisch. Auf keinen Fall in eine der Rinnen absteigen! Der 403er Weg führt immer oberhalb entlang. Wie schon gesagt, es gibt in diesen Abschnitten kein  Telefonnetz, das heißt, es kann nicht festgestellt werden, wo man sich aktuell befindet.

 

Am Schultersattel (Sella della Spalla) geht diese gefährliche Hangquerung dann wieder in eine Forststraße über, der ich lange Richtung Garnitzenalm folgte. 300, teilweise sehr steile, Höhenmeter hatte ich noch bis zum Gasthaus Garnitzenalm vor mir. Der Wirt der Garnitzenalm riet mir, den Garnitzenberg zu umgehen, was mich auch meinem Quartier näher brachte. Der Garnitzenberg mit seinen 1.951 Metern war eindeutig zu steil für die ohnehin schon sehr lange Etappe. So umging ich den Berg, was auch noch einige Zeit in Anspruch nahm. Schließlich  erreichte ich nach 31 Kilometern und vielen Höhenmetern das Gasthaus Wulfenia da Livio. Ich war froh, diese Etappe gut überstanden zu haben – zwar müde, freute mich aber sehr auf ein italienisches Essen.

So, das waren fünf Tage und 113 Kilometer am Südalpenweg 03. Jetzt gibt es eine kleine Pause, und Ende August 2024 möchte ich wieder zurückkommen zum Naßfeld, um den Südalpenweg 03 fertig zu gehen.

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